Dienstag, 26. Juni 2012

Ankunft in einer nochmal anderen Welt.


Montag, den 25. Juni 2012:
Nach fast 4 weiteren Wochen des Erlebens und Entdeckens in Perú kommt nun der erste Eintrag verfasst in Santo Tomas, der Provinzhauptstadt Chumbivilcas. Wie schon im letzten Bericht Ende Mai angekündigt, bin ich bereits am 21. Mai nach Santo Tomas gefahren. Für 4 Tage bin ich dort mit zu den einzelnen Tallers (Workshops) gefahren und durfte daran teilnehmen. 2 dieser Tage haben wir in kleinen Pueblos (Dörfern), wirklich sehr klein, einen Taller der Gesundheit gemacht. Dieser Taller war auf Quetchua. Leider habe ich dadurch sehr wenig verstanden. Man könnte auch sagen gar nichts. Aber durch die Taten wurde mir der Zusammenhang sehr schnell klar. Zum Beispiel haben wir Knoblauchbonbons hergestellt. Die wirken angeblich Wunder gegen Husten. Und ich glaube wirklich, dass das funktioniert wie so viele Heilmittel hier.
In Santo Tomas in dem Büro des PEJs (Programas de Empleo y Juventud) wohnt 3 Wochen im Monat David. Er ist der einzige zur Zeit dort, der dort fest wohnt seit diesem Jahr. Leider. In Condes Pulpera, einem anderen kleinen Ort in Chumbivilcas, in dem es auch ein Büro des PEJs gibt arbeiten und leben noch zwei weitere Mitarbeiter des PEJs, Luisa und Efrain. Diese beiden sind seit Anfang des Jahres neu im Team. Der Chef der Organisation Henry und Hermana Gloria, eine weitere Mitarbeiterin, die viele schöne Tallers vorbereitet, arbeiten normalerweise in Sicuani. Für einige Tage fahren sie immer nach Santo Tomas und Pulpera, um einige Tallers zu machen oder weil sie an anderen Versammlungen teilnehmen müssen. Für diese vier Tage im Mai bin ich also mit den beiden und einem Franzosen aus Toulouse, der auch für circa 3 Monate Praktikant beim PEJ ist, nach Santo Tomas gefahren. Nach vier Tagen allerdings fuhr unser Auto bereits schon wieder nach Sicuani. Damit hatte ich nicht gerechnet so schnell. So bin ich also wieder im Casa gelandet. Für die nächsten zwei Wochen habe ich also wieder mit den Kindern gearbeitet und gelebt.
Aber nun! Endlich bin ich komplett in Santo Tomas angekommen. Ich bin im Casa bereits ausgezogen gleichzeitig mit Johanna und Dominik. Die beiden sind mittlerweile bereits in Lima und warten auf ihren Flug zurück nach Deutschland. Mir bleiben noch sechs Wochen! ;)
Am Dienstag, den 12. Juni 2012 habe ich also meine Koffer gepackt, um für die nächsten 3 Wochen in Santo Tomas mit dem PEJ mitzuleben, begeistert an Tallers teilzunehmen und Chumbivilcas kennenzulernen. Diese Mal ist auch Regina mit dabei. Regina und Franz habe ich, glaube ich, schon einmal kurz erwähnt. Die beiden kommen auch aus Deutschland und leben nun schon seit etwa 40 Jahren in Perú. Sie haben in dieser Zeit sehr viele soziale Projekte in Perú gegründet und/oder unterstützt. Unter anderem die Organisation PEJ.
Dass ich nun Regina die ersten Tage hier an meiner Seite habe, ist für mich eine große Unterstützung. Nicht nur, dass ich zur Not einfach fragen kann, wenn ich etwas gar nicht verstehe und selbst nach längerem Erklären mir immer noch keine Erleuchtung kommt. Da ist es natürlich praktisch, denn auf Deutsch verstehe ich es eigentlich immer. ;) Eine zusätzliche Hilfe ist es, dass ich mit Regina sehr gut die Stadt und die Menschen hier kennen lernen konnte/kann. Donnerstag zum Beispiel bin ich mit ihr durch die „Stadt“ geschlendert. Dabei haben wir das Krankenhaus besichtigt und den Bürgermeister der Provinz Chumbivilcas kennen gelernt. Außerdem habe ich auf diesem Wege die Schwestern von Santo Tomas kennen gelernt. Nachdem vor einiger Zeit der Pfarrer hier gestorben ist, leiten nun die Schwester die Gemeinde von Santo Tomas. Jeden Tag um drei Uhr nachmittags haben die Kinder in Santo Tomas die Gelegenheit dazu, zur Pfarrei zu kommen und dort anderthalb Stunden mit den Schwestern zu singen, zu spielen und Spaß zu haben! Jeden Tag sind ungefähr 30 Kinder dort. Für die Zeit, die ich in Santo Tomas bin, helfe ich dort mit. Direkt beim ersten Treffen wurde ich ins kalte Wasser geschmissen, als auf einmal alle Schwestern nicht mehr im Raum waren und ich so direkt mein erstes Spiel mit ihnen spielen durfte. Es erschien mir am einfachsten, Feuer, Wasser, Sturm auf Spanisch zu erklären und als mir auf die Schnelle die spanische Vokabel für Sturm nicht einfiel, musste ich auf starken Wind zurückgreifen. Aber es hat geklappt und alle haben mich verstanden. Jetzt bin ich in Santo Tomas schon bekannt wie ein bunter Hund. Dadurch, dass ich ja eh schon ein bisschen anders aussehe, werde ich ja sowieso schon angestarrt. Die Kinder sprechen mich allerdings jetzt an, was ich total schön finde. Und in so einer kleinen Stadt wie Santo Tomas begegnet man mir schon ziemlich häufig, wenn ich durchschnittlich zweimal täglich über die Plaza de Armas laufe. Die meisten rufen dann Maria, einige aber auch hermanita (Hermana= Schwester, und hier wird alles verniedlicht, also eigentlich Schwesterchen). Mit den Kindern Zeit zu verbringen, gefällt mir sehr gut.
Morgens bin ich auf dem Gelände des PEJs. Für einige Tage ist es geplant, dass ich mit David, dem Mitarbeiter des PEJs in einige Dörfer fahre und mir dort die Arbeit des PEJs (zum Bespiel Solarduschen oder Gewächshäuser oder neugebaute Küchen, die besser für die Gesundheit sind) mit anzuschauen. Andere Tage kümmere ich mich zusammen mit dem Franzosen um einige Dinge, die auf dem Gelände des PEJs umgestaltet werden. Im Juli und im August werden nämlich die Schüler, mit denen die Organisation arbeitet, eingeladen. Dafür soll das Gelände natürlich vorzeigbar sein.
Ich brauchte hier in Santo Tomas einige Zeit um mich einzuleben. Es war zunächst nicht so einfach wie in Sicuani, weil ich Johanna und auch Dominik schon vorher kannte und mir dadurch der Einstieg in die Arbeit dort erleichtert wurde. Jetzt bin ich wirklich auf meine Sprachkenntnisse in Spanisch angewiesen, weil mich sonst keiner versteht. Der Franzose kann immerhin 2 Wörter: Dankeschön und Sch***. Aber dadurch kann  eigentlich auch kein Gespräch entstehen normalerweise.
Am 21. Juni war der 187. Geburtstag von Chumbivilcas. Die vergangene Woche war sehr geprägt durch diverse Festlichkeiten in der Provinzhauptstadt Santo Tomas. Mit David und auch den anderen beiden Mitarbeitern habe ich in dieser Woche ziemlich viel Kultur erlebt. Ich habe mir Hahnenkämpfe angeschaut,  war bei einem Stierkampf in der Stierkampfarena dabei, konnte geschmückte Autos bewundern, die ich normalerweise nur an Karneval durch die Straßen fahren sehe und nicht zuletzt an einem Fest teilnehmen, dass geprägt war von chumbivilcanischer Musik und Bier. Wie man genau zu dieser Musik tanzt, weiß ich bis heute nicht genau, aber ich habe einfach so getan, als wüsste ich es. An dem Abend musste ich sehr viel tanzen, zuerst habe ich mich noch versucht dagegen zu wehren, aber das gilt hier als viel unhöflicher als in Deutschland. Also habe ich gefühlte 100 Mal mit verschiedenen Chumbivilcanern getanzt, denn wann ergibt sich mal wieder die Gelegenheit für sie mit einer Gringa zu tanzen?? (Auch wenn ich durchschnittlich immer einen halben Kopf größer war. ;)) 
Nebenbei lerne ich natürlich auch immer noch die Arbeit des PEJs kennen. Eine Sache, für die sich das PEJ einsetzt und kümmert, sind Gewächshäuser. In den umliegenden Dörfern wurden in den letzten Jahren an Schulen aber auch bei Familien verschiedene Gewächshäuser gebaut. David ist jetzt dafür zuständig immer mal wieder nach dem Stand der Gewächshäuser zu schauen. Einmal bin ich diese Woche mit ihm mitgefahren auf seinem Motorrad zusammen mit vielen Latten und Kästen und Akkuschraubern. Das Wellblech musste ich schließlich in der Hand transportieren, dann hat es alles gepasst. Zusammen haben wir in Orccoma an einer Schule die Tür und die Fenster eines Gewächshauses repariert, denn immer wieder gibt es Kinder, die die Folie kaputt machen. Das ist in Perú nicht anders als in Deutschland. ;) Leider lag dieses Gewächshaus brach. Nichts wuchs darin, was an sich ziemlich schade ist. Wir haben einige Samen von Möhren und Salat mitgenommen, sodass die Lehrer sich hoffentlich wieder darum kümmern, denn gesundes Essen ist wichtig. Das wird beim PEJ auch großgeschrieben. Auf dem Gelände des PEJs, wo ich wohne und auch arbeite, wird jeden Tag frisch gekocht. Mit dem Gemüse, das in unserem Gewächshaus hier angepflanzt wird. In Perú wird auch morgens gekocht, denn das Frühstück ist hier eine richtige Mahlzeit. Auch wenn ich eher Brot bevorzugen würde. An einigen Tagen essen wir also 3 Mal eine warme Mahlzeit. Das ist ungewohnt für mich, da in Cusco und auch in Sicuani immer nur mittags warm gekocht wurde, so wie ich es auch aus Deutschland kannte. Richtig peruanisch ist es also erst in Santo Tomas. Mittlerweile vertrage ich das Essen auch recht gut. Selbst an kleinen Ständen in der Straße, kann ich fast beruhigt die peruanischen Spezialitäten genießen.
Bis jetzt kann ich sagen, dass ich meine Zeit in Perú in 3 ganz unterschiedlichen Städten verbracht habe. Am spannendsten ist meine Zeit hier in Santo Tomas. Zum Beginn war ich ziemlich aufgeregt, und ein bisschen traurig, da ich mich gerade in Sicuani eingelebt hatte, und dann das Casa dort verlassen musste. Aber nach einigen Tagen in Santo Tomas war ich überrascht, von dem Leben hier. Denn Perú ist nicht gleich Perú. 3 Mal musste ich mich umgewöhnen und 3 Mal war ich froh darüber, es gemacht zu haben. Was genau ich von meinen Erfahrungen später in Deutschland berichten werde, weiß ich nicht genau. Vielleicht bleiben etwas schockierende Erlebnisse, wie zum Beispiel die Armut in den Dörfern von Chumbivilcas fast noch mehr in meiner Erinnerung als die unbeschwerte Zeit in Cusco. Dort fühlte ich mich noch sehr als Tourist. Jetzt bin ich mehr die Freiwillige, die mehr kennen lernen möchte, als die Inkaruinen und anderen Sehenwürdigkeiten in Perú. Jetzt lerne ich mehr von den Menschen kennen. Und das gefällt mir sehr gut.
Am 30. Juni reisen wir wieder nach Sicuani, um die erste Woche im Juli Urlaub zu machen. Um den 10. Juli geht es für mich noch einmal für ungewisse Zeit nach Santo Tomas. Und dann heißt es schon langsam Abschied nehmen (Heute ist es noch genau 1 Monat). Die erste Woche im Juli werde ich dazu nutzen, vielleicht noch einmal ein bisschen mehr vom Land Perú zu sehen. Nach dem Colcacanyon und Machupicchu fehlt eigentlich nur noch der Titicacasee. In den Dschungel reise ich, wenn ich das nächste Mal in Südamerika bin. ;) Der soll in anderen Ländern sowieso viel beeindruckender sein als in Perú. Wie genau meine Reise verläuft, erzähle ich das nächste Mal. Jetzt warten erst einmal wieder die Kinder von Santo Tomas auf mich.
Bis dann
Eure Maria


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