Montag,
den 25. Juni 2012:
Nach
fast 4 weiteren Wochen des Erlebens und Entdeckens in Perú kommt nun der erste
Eintrag verfasst in Santo Tomas, der Provinzhauptstadt Chumbivilcas. Wie schon
im letzten Bericht Ende Mai angekündigt, bin ich bereits am 21. Mai nach Santo
Tomas gefahren. Für 4 Tage bin ich dort mit zu den einzelnen Tallers
(Workshops) gefahren und durfte daran teilnehmen. 2 dieser Tage haben wir in
kleinen Pueblos (Dörfern), wirklich sehr klein, einen Taller der Gesundheit
gemacht. Dieser Taller war auf Quetchua. Leider habe ich dadurch sehr wenig
verstanden. Man könnte auch sagen gar nichts. Aber durch die Taten wurde mir
der Zusammenhang sehr schnell klar. Zum Beispiel haben wir Knoblauchbonbons
hergestellt. Die wirken angeblich Wunder gegen Husten. Und ich glaube wirklich,
dass das funktioniert wie so viele Heilmittel hier.
In
Santo Tomas in dem Büro des PEJs (Programas de Empleo y Juventud) wohnt 3
Wochen im Monat David. Er ist der einzige zur Zeit dort, der dort fest wohnt
seit diesem Jahr. Leider. In Condes Pulpera, einem anderen kleinen Ort in
Chumbivilcas, in dem es auch ein Büro des PEJs gibt arbeiten und leben noch
zwei weitere Mitarbeiter des PEJs, Luisa und Efrain. Diese beiden sind seit
Anfang des Jahres neu im Team. Der Chef der Organisation Henry und Hermana
Gloria, eine weitere Mitarbeiterin, die viele schöne Tallers vorbereitet, arbeiten
normalerweise in Sicuani. Für einige Tage fahren sie immer nach Santo Tomas und
Pulpera, um einige Tallers zu machen oder weil sie an anderen Versammlungen
teilnehmen müssen. Für diese vier Tage im Mai bin ich also mit den beiden und
einem Franzosen aus Toulouse, der auch für circa 3 Monate Praktikant beim PEJ
ist, nach Santo Tomas gefahren. Nach vier Tagen allerdings fuhr unser Auto
bereits schon wieder nach Sicuani. Damit hatte ich nicht gerechnet so schnell.
So bin ich also wieder im Casa gelandet. Für die nächsten zwei Wochen habe ich
also wieder mit den Kindern gearbeitet und gelebt.
Aber
nun! Endlich bin ich komplett in Santo Tomas angekommen. Ich bin im Casa
bereits ausgezogen gleichzeitig mit Johanna und Dominik. Die beiden sind
mittlerweile bereits in Lima und warten auf ihren Flug zurück nach Deutschland.
Mir bleiben noch sechs Wochen! ;)
Am Dienstag,
den 12. Juni 2012 habe ich also meine Koffer gepackt, um für die nächsten 3
Wochen in Santo Tomas mit dem PEJ mitzuleben, begeistert an Tallers
teilzunehmen und Chumbivilcas kennenzulernen. Diese Mal ist auch Regina mit
dabei. Regina und Franz habe ich, glaube ich, schon einmal kurz erwähnt. Die
beiden kommen auch aus Deutschland und leben nun schon seit etwa 40 Jahren in
Perú. Sie haben in dieser Zeit sehr viele soziale Projekte in Perú gegründet
und/oder unterstützt. Unter anderem die Organisation PEJ.
Dass
ich nun Regina die ersten Tage hier an meiner Seite habe, ist für mich eine
große Unterstützung. Nicht nur, dass ich zur Not einfach fragen kann, wenn ich
etwas gar nicht verstehe und selbst nach längerem Erklären mir immer noch keine
Erleuchtung kommt. Da ist es natürlich praktisch, denn auf Deutsch verstehe ich
es eigentlich immer. ;) Eine zusätzliche Hilfe ist es, dass ich mit Regina sehr
gut die Stadt und die Menschen hier kennen lernen konnte/kann. Donnerstag zum
Beispiel bin ich mit ihr durch die „Stadt“ geschlendert. Dabei haben wir das
Krankenhaus besichtigt und den Bürgermeister der Provinz Chumbivilcas kennen gelernt.
Außerdem habe ich auf diesem Wege die Schwestern von Santo Tomas kennen
gelernt. Nachdem vor einiger Zeit der Pfarrer hier gestorben ist, leiten nun
die Schwester die Gemeinde von Santo Tomas. Jeden Tag um drei Uhr nachmittags
haben die Kinder in Santo Tomas die Gelegenheit dazu, zur Pfarrei zu kommen und
dort anderthalb Stunden mit den Schwestern zu singen, zu spielen und Spaß zu
haben! Jeden Tag sind ungefähr 30 Kinder dort. Für die Zeit, die ich in Santo
Tomas bin, helfe ich dort mit. Direkt beim ersten Treffen wurde ich ins kalte
Wasser geschmissen, als auf einmal alle Schwestern nicht mehr im Raum waren und
ich so direkt mein erstes Spiel mit ihnen spielen durfte. Es erschien mir am
einfachsten, Feuer, Wasser, Sturm auf Spanisch zu erklären und als mir auf die
Schnelle die spanische Vokabel für Sturm nicht einfiel, musste ich auf starken Wind
zurückgreifen. Aber es hat geklappt und alle haben mich verstanden. Jetzt bin
ich in Santo Tomas schon bekannt wie ein bunter Hund. Dadurch, dass ich ja eh
schon ein bisschen anders aussehe, werde ich ja sowieso schon angestarrt. Die
Kinder sprechen mich allerdings jetzt an, was ich total schön finde. Und in so
einer kleinen Stadt wie Santo Tomas begegnet man mir schon ziemlich häufig,
wenn ich durchschnittlich zweimal täglich über die Plaza de Armas laufe. Die
meisten rufen dann Maria, einige aber auch hermanita (Hermana= Schwester, und
hier wird alles verniedlicht, also eigentlich Schwesterchen). Mit den Kindern
Zeit zu verbringen, gefällt mir sehr gut.
Morgens
bin ich auf dem Gelände des PEJs. Für einige Tage ist es geplant, dass ich mit
David, dem Mitarbeiter des PEJs in einige Dörfer fahre und mir dort die Arbeit
des PEJs (zum Bespiel Solarduschen oder Gewächshäuser oder neugebaute Küchen,
die besser für die Gesundheit sind) mit anzuschauen. Andere Tage kümmere ich
mich zusammen mit dem Franzosen um einige Dinge, die auf dem Gelände des PEJs
umgestaltet werden. Im Juli und im August werden nämlich die Schüler, mit denen
die Organisation arbeitet, eingeladen. Dafür soll das Gelände natürlich
vorzeigbar sein.
Ich
brauchte hier in Santo Tomas einige Zeit um mich einzuleben. Es war zunächst
nicht so einfach wie in Sicuani, weil ich Johanna und auch Dominik schon vorher
kannte und mir dadurch der Einstieg in die Arbeit dort erleichtert wurde. Jetzt
bin ich wirklich auf meine Sprachkenntnisse in Spanisch angewiesen, weil mich
sonst keiner versteht. Der Franzose kann immerhin 2 Wörter: Dankeschön und
Sch***. Aber dadurch kann eigentlich
auch kein Gespräch entstehen normalerweise.
Am
21. Juni war der 187. Geburtstag von Chumbivilcas. Die vergangene Woche war
sehr geprägt durch diverse Festlichkeiten in der Provinzhauptstadt Santo Tomas.
Mit David und auch den anderen beiden Mitarbeitern habe ich in dieser Woche
ziemlich viel Kultur erlebt. Ich habe mir Hahnenkämpfe angeschaut, war bei einem Stierkampf in der
Stierkampfarena dabei, konnte geschmückte Autos bewundern, die ich
normalerweise nur an Karneval durch die Straßen fahren sehe und nicht zuletzt
an einem Fest teilnehmen, dass geprägt war von chumbivilcanischer Musik und
Bier. Wie man genau zu dieser Musik tanzt, weiß ich bis heute nicht genau, aber
ich habe einfach so getan, als wüsste ich es. An dem Abend musste ich sehr viel
tanzen, zuerst habe ich mich noch versucht dagegen zu wehren, aber das gilt
hier als viel unhöflicher als in Deutschland. Also habe ich gefühlte 100 Mal
mit verschiedenen Chumbivilcanern getanzt, denn wann ergibt sich mal wieder die
Gelegenheit für sie mit einer Gringa zu tanzen?? (Auch wenn ich
durchschnittlich immer einen halben Kopf größer war. ;))
Nebenbei
lerne ich natürlich auch immer noch die Arbeit des PEJs kennen. Eine Sache, für
die sich das PEJ einsetzt und kümmert, sind Gewächshäuser. In den umliegenden
Dörfern wurden in den letzten Jahren an Schulen aber auch bei Familien
verschiedene Gewächshäuser gebaut. David ist jetzt dafür zuständig immer mal
wieder nach dem Stand der Gewächshäuser zu schauen. Einmal bin ich diese Woche
mit ihm mitgefahren auf seinem Motorrad zusammen mit vielen Latten und Kästen
und Akkuschraubern. Das Wellblech musste ich schließlich in der Hand
transportieren, dann hat es alles gepasst. Zusammen haben wir in Orccoma an
einer Schule die Tür und die Fenster eines Gewächshauses repariert, denn immer
wieder gibt es Kinder, die die Folie kaputt machen. Das ist in Perú nicht
anders als in Deutschland. ;) Leider lag dieses Gewächshaus brach. Nichts wuchs
darin, was an sich ziemlich schade ist. Wir haben einige Samen von Möhren und
Salat mitgenommen, sodass die Lehrer sich hoffentlich wieder darum kümmern,
denn gesundes Essen ist wichtig. Das wird beim PEJ auch großgeschrieben. Auf
dem Gelände des PEJs, wo ich wohne und auch arbeite, wird jeden Tag frisch
gekocht. Mit dem Gemüse, das in unserem Gewächshaus hier angepflanzt wird. In
Perú wird auch morgens gekocht, denn das Frühstück ist hier eine richtige Mahlzeit.
Auch wenn ich eher Brot bevorzugen würde. An einigen Tagen essen wir also 3 Mal
eine warme Mahlzeit. Das ist ungewohnt für mich, da in Cusco und auch in
Sicuani immer nur mittags warm gekocht wurde, so wie ich es auch aus
Deutschland kannte. Richtig peruanisch ist es also erst in Santo Tomas.
Mittlerweile vertrage ich das Essen auch recht gut. Selbst an kleinen Ständen
in der Straße, kann ich fast beruhigt die peruanischen Spezialitäten genießen.
Bis
jetzt kann ich sagen, dass ich meine Zeit in Perú in 3 ganz unterschiedlichen
Städten verbracht habe. Am spannendsten ist meine Zeit hier in Santo Tomas. Zum
Beginn war ich ziemlich aufgeregt, und ein bisschen traurig, da ich mich gerade
in Sicuani eingelebt hatte, und dann das Casa dort verlassen musste. Aber nach
einigen Tagen in Santo Tomas war ich überrascht, von dem Leben hier. Denn Perú
ist nicht gleich Perú. 3 Mal musste ich mich umgewöhnen und 3 Mal war ich froh
darüber, es gemacht zu haben. Was genau ich von meinen Erfahrungen später in
Deutschland berichten werde, weiß ich nicht genau. Vielleicht bleiben etwas
schockierende Erlebnisse, wie zum Beispiel die Armut in den Dörfern von
Chumbivilcas fast noch mehr in meiner Erinnerung als die unbeschwerte Zeit in
Cusco. Dort fühlte ich mich noch sehr als Tourist. Jetzt bin ich mehr die
Freiwillige, die mehr kennen lernen möchte, als die Inkaruinen und anderen
Sehenwürdigkeiten in Perú. Jetzt lerne ich mehr von den Menschen kennen. Und
das gefällt mir sehr gut.
Am
30. Juni reisen wir wieder nach Sicuani, um die erste Woche im Juli Urlaub zu
machen. Um den 10. Juli geht es für mich noch einmal für ungewisse Zeit nach
Santo Tomas. Und dann heißt es schon langsam Abschied nehmen (Heute ist es noch
genau 1 Monat). Die erste Woche im Juli werde ich dazu nutzen, vielleicht noch
einmal ein bisschen mehr vom Land Perú zu sehen. Nach dem Colcacanyon und
Machupicchu fehlt eigentlich nur noch der Titicacasee. In den Dschungel reise
ich, wenn ich das nächste Mal in Südamerika bin. ;) Der soll in anderen Ländern
sowieso viel beeindruckender sein als in Perú. Wie genau meine Reise verläuft,
erzähle ich das nächste Mal. Jetzt warten erst einmal wieder die Kinder von
Santo Tomas auf mich.
Bis
dann
Eure
Maria
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